Monday, November 24, 2008

Schneesturm

Es ist 11:45 Ortszeit und ich bin - zu Hause- tada!
Denn ein glücklicher Umstand hat dazu geführt, dass ich heute nicht zur Arbeit musste. Gestern hatten wir nämlich einen riesigen Schneesturm, der Wind pfiff einem um die Ohren und ließ die Haarspitzen gefrieren. Der Schnee war in kürzester Zeit Knietief. Nachdem das den ganzen Tag so gegangen war, brach abends der Verkehr zusammen. Eine meiner Mitbewohnerinnen -Irene - kam aus der Stadt nicht mehr nach Hause und musste bei einem Freund von uns schlafen. Es ging nichts mehr. So aßen wir gestern gemütlich ein Hühnchen mit Kartoffeln und einem typischen estnischen Art-Quiche-Kuchen und hofften, dass das Schneechaos anhalten würde und wir vielleicht eine Chance auf einen freien Montag haben würden. Heute morgen klarte sich der Himmel jedoch auf und es hörte auf zu schneien. Also quälte ich mich aus dem Bett, zog eine Schicht Klamotten über die nächste und stiefelte mit einer anderen Mitbewohnerin - Sofia - zusammen zur Bushaltestelle. Dort erwartete uns eine Menschenmenge, die aus dem Bushäuschen herausquoll. Wir warteten einige zeit und schrieben dann an unsere Arbeitsstellen, dass es etwas dauern würde, bis wir ankämen. Bald darauf steifelten wir los, da immer noch kein Bus kam. Es war ein bisschen gefährlich an der großen Hauptstraße entlang zu gehen, denn Bürgersteige sind in meinem Russen-Ghetto etwas Mangelware. Dann rief mich meine Kindergärtnerin an und erlaubte mir, zurück zu gehen und nicht zur Arbeit zu kommen. Ich muss nicht beschreiben, dass ich darüber mehr als froh war :P
Das war meine kleine Schneegeschichte und der Vorteil eines eiskalten Winters, denn das erwartet mich, da bin ich mir ganz sicher.
Ich habe mich also heute morgen noch einmal hingelegt und bin mit Kopfschmerzen wieder aufgewacht. Diana (noch eine Mitbewohnerin^^) ist krank und ich fürchte, dass ich mich angesteckt habe. Meine Glieder sind schwer und eben habe ich mich gefühlt, als müsste ich mich übergeben. Das wird nicht besser, denn ich muss heute nochmal raus in die Kälte, heute fange ich nämlich an auf dem Filmfestival zu arbeiten. Sechs Stunden Tickets rippen, aber dafür kriege ich alle Filme kostenlos zu sehen. Das Filmfestival ist noch bis Anfang Dezember in verschiedenen Kinos verteilt über Tallinn.
Ansonsten haben Hannah und ich unser Zimmer wieder umgestellt und endlich die Beste Lösung gefunden, glaube ich. Es sieht jetzt endlich endlich richtig gemütlich aus und wir können endlich richtig ankommen. Es hat lange genug gedauert, aber langsam habe ich das Gefühl nach Hause zu kommen nach der Arbeit oder der Stadt. Ich bin jetzt gerne hier. Wenn die Arbeit ein bisschen besser wäre, hätte ich keinen Grund mehr Heimweh zu haben, schließlich wollte ich weg und es ist auch gut so, dass ich das gemacht habe. Zum Glück kommt dieses Gefühl des Angekommenseins vor Weihnachten, denn sonst wäre es schwer für mich, wieder zurück zu kehren. Manchmal belastet mich aber immernoch dass ich wirklich keinen Plan habe, was ich studieren oder werden möchte. Ich bewerbe mich gerade auf eine Journalistenschule, aber das ist nur Träumerei. Ich habe einfach das Gefühl nichts richtig gut zu können und völlig ziellos zu sein. Ich habe letztens mit Hannah (meiner Zimmergenossin) darüber geredet, dass einem alle reinreden und Zweifel einreden: das ist zu unsicher, dafür bist du schon zu alt, blabla. Ich hätte gerne einen festen Punkt, an dem ich mich ein bisschen festhalten könnte. Ein Ziel, eine Richtung. Dann wäre ich schon einen großen Schritt vorangekommen.
Ansonsten freue ich mich jetzt auf die vorweihnachts Tage in Tallinn. Der Weihnachtsmarkt hat aufgemacht, es liegt Schnee, der alles irgendwie schöner macht. Die Wohnung sieht jetzt gemütlich aus und ich habe viel Arbeit mit dem Filmfestival, der Journalistenbewerbung und den Sprachkursen. Ich glaube ich habe mich hier eingerichtet, habe meine unmittelbaren Ziele und Wünsche, die mich zufrieden und entspannt machen. Zumindest für eine kurze Zeit, bis ich mich endlich entscheiden muss wohin ich gehen möchte und was ich mit meiner Zukunft anfangen soll. Aber dieser verschneite, kalte Ort ist ein guter Ort, um darüber nachzudenken.
Gut, jetzt werde ich mir bald ein Mittagessen kochen (ja ihr habt richtig gehört :P) und dann auch bald versuchen in die Stadt zu kommen, ist ja nicht so einfach mit den unregelmäßigen, langsamen Bussen heute. Auf bald und bis wiedersehen! :)

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